EPILOG 2016

In einer uralten Halle, tief unter der Oberfläche von Apocalyptica / Eskrador. Eine Gruppe ehemaliger Astartes steht Seit an Seit mit Vertretern der Necrons und der Dark Eldar - umringt von einem Trupp Terminatoren in den Farben der Alpha Legion, versteht sich.

 

„Geehrte … Verbündete, endlich ist es soweit.“

 

„Seit Jahrtausenden schon kämpfen Wir gegen dieses scheinheilige Krebsgeschwür namens Imperium der Menschheit. So viel Mühen, so viel Blut und so viel Zeit haben Wir darauf verwenden müssen, es zu zerstören – um endlich diese Galaxis in unserem Sinne zu gestalten.“

„Und heute ist endlich der Tag, unseren gemeinsamen Traum Wirklichkeit werden zu lassen.“

 

Und Alpharius signalisiert den Techmarines und ihren Xenos-Gehilfen, die Maschinerie nach Jahrmillionen wieder in Gang zu setzen.

Währenddessen, an einer anderen Stelle in jener weltumspannenden Maschinerie.

 

 

Diese xenotischen Systeme sind inzwischen Jahrmillionen alt – und zeigen immer noch keinerlei Spuren von Fehlfunktionen oder gar Ausfällen. Keinerlei Verfall, keine Korrosion und keine Materialermüdung haben dieses Wunderwerk fremdartiger Technologie bis heute heimgesucht.

 

 

So wie andere Vertreter des Adeptus Mechanicus war auch Archmagos Drachyn absolut sicher, sich auf dem seit Jahrhunderten von ihm beschrittenen Pfad des Omnissiah von der Krankheit impulsiver, unberechenbarer Emotionen befreit zu haben.

Und doch konnte er nicht leugnen, gleich zwei davon durch sein streng logisches Hirn oszillieren zu sehen.

 

 

Demütige Ehrfurcht ob des zeitlosen technologischen Wunderwerks vor sich – und tiefste Verachtung vor diesem xenotischen Teufelswerk, das so ganz und gar nicht den heiligen Prinzipien des Mars entsprach, und die unverzeihliche Frechheit besaß, mit einer bis dato unerreichten Effizienz zu funktionieren.

 

 

Er hatte den Auftrag erhalten, dieses Ding zu zerstören … eigentlich eine der leichtesten Aufgaben – und wusste einfach nicht wie. Seine Systeme ließen sich weder überladen, noch sabotieren, noch kurzschließen.

Die aufgestaute Energie floß problemlos in jedes beliebige Subsystem, ohne dieses zu überladen oder zu beschädigen.

 

 

[Konzentrierte Stimme:] „Probieren Wir, Energie aus mehreren Systemen in oszillierenden Zyklen in eine zentrale Kupplung zu leiten – und davon wieder weg.“

 

 

Hoffentlich genügt dies. Der einzige Weg, der mir sonst noch bleibt, wäre die Mathematik des Chaos anzuwenden.

 

 

Und er spürte, wie die Temperatur in seinen Rückennervenhauptkanal schlagartig um einige Grade fiel.

Im Orbit der bereits zu einem Drittel verschlungenen Welt.

 

Zufrieden nahm es wahr, wie zunehmende Mengen an wertvoller Nahrung zubereitet wurde, und sogar schon den Weg in die wartenden Mägen im All fand.

 

Noch immer wehrte sich die Beute, noch immer starben viele der zum Schutz und Kampf erzeugten Organismen – sowohl auf der Beutewelt als auch drum herum.

Doch hatte es die zum Teil recht schmerzhaften Stiche, Verbrennungen und Strahlenverletzungen längst zu ignorieren begonnen, da es inzwischen in solcher Masse hier präsent war, das es keine große Rolle mehr spielen würde.

 

Ja, noch immer wurde wertvolles Baumaterial verloren, doch vieles davon würde nach dem Ende des Kampfes wieder resorbiert und dem Schwarm zurückgegeben werden.

Doch zunächst einmal galt es, die Quelle dieses verlockenden Lichtes zu finden, dass den Schwarm – und auch andere Schwärme – von ihrem ursprünglichen Ziel und Kurs abgebracht hatte.

 

Denn es versprach, zu der wertvollsten und seltensten aller Ressourcen hinzuführen.

 

Und nun das.

 

Es spürte, wie die Sinneseindrücke seiner Augen, Hände und des Gaumens auf es einströmten. Und sie sahen, fühlten und schmeckten kaltes, totes, zur Konstruktion von Leben gänzlich ungeeignetes Metall seinen Weg an die Oberfläche graben.

Und irgendwo in diesem Metall, das verschiedene kristalline Komponenten in einer wohl geordneten und damit nicht zufällig entstandenen Art und Weise in sich trug, war die Quelle der Verlockung.

 

Verwundert hielt es, welches das Bewusstsein der Gruppe an hier versammelten Schwärmen war inne, und versuchte dieses Mysterium mit seinen bisherigen Erinnerungen und Erfahrungen abzugleichen.

Die gewaltige Maschinerie begann, die seit Jahrhunderten gesammelte Energie nun endlich in der Form freizusetzen, für die sie geschaffen worden war – als Multi-Teleporter.

 

Ein Tyranidenschiff nach dem anderen wurden von Energieblasen eingeschlossen, und begannen im Orbit über Eskrador zu verschwinden – nur um IRGENDWO im Imperium wieder aufzutauchen. Weit verteilt aufzutauchen. Und nach einer kurzen Phase der Orientierungslosigkeit auf die nächste Ansammlung von Biomasse zuzufliegen.

 

„SEHET DEN ANFANG VOM ENDE!“ sprach Alpharius zu den Seinen.

 

Vater, Du hast mich erschaffen, um Dein Reich vor all seinen Feinden zu beschützen. Den von außen UND den von Innen. Du sprachst von den Härten, Herausforderungen und Bedrohungen, denen es ausgesetzt sein wird, und gegen die Du es vorbereitet hattest.

Von dieser hier hast Du mir nichts erzählt – und auch keinem meiner Brüder.

 

Nun denn.

 

So hole ich also jene Lektion nach, die du damals … vergessen? … hattest.

Eine der gängigsten Methoden, um einen Organismus gegen eine Krankheit zu immunisieren - oder zumindest vorzubereiten – liegt darin, ihn mit den Krankheitserregern in abgeschwächter, verdünnter Form zu infizieren.

Und so seinem Immunsystem die Chance zu geben, an der Bekämpfung dieses Feindes zu wachsen.

 

Es ist getan - für den Imperator.

 

Er schloss die Augen, hielt inne - und atmete lächelnd und entspannt aus. Die Umstehenden interpretierten dies alle als Schadenfreude.

 

Nun soll unser Imperium beweisen, ob es seine weitere Existenz verdient.

„Beim Omnissiah!“ brach es aus Archmagos Drachyn hervor.

 

Jemand hat dieses Ding in Gang gesetzt … und es teleportiert nun wahllos … nein … GEZIELT … irgendwelche Organismenobjekte … Bioschiffe … an beliebige … nein … exakt ausgewählte Orte im Imperium.

Ziele: Flottenstützpunkte … Primäre Forgeworlds … Heimatwelten des Adeptus Astartes … Primäre Stützpunkt- und Aufmarschwelten der Imperialen Garde … Bunkerwelten … wieso alles Harte Ziele ? … wieso so weit weg von den Zielen? ... Kriegszonen – in denen sich das Imperium auf dem Rückzug befindet, oder bereits besiegt ist … Orkimperien … Gruftwelten der Necrons … Teleport erfolgt in direkte Nachbarschaft, um maximalen Überraschungseffekt und Schaden zu erzeugen.

 

Voller Verblüffung betrachtete der Archmagos das sich vor ihm in Sekundenbruchteilen entfaltende Muster … und er analysierte es, extrapolierte es … und begann, die nächsten Punkte vorherzusagen.

 

Bis er die logische Schlussfolgerung erkannte.

 

TERRA !

 

Und zwar als finales Ziel, an das der Rest des Feindes teleportiert wird.

 

Jemand hatte das Muster Jahrzehnte lang geplant und vorausberechnet.

 

Und er machte seinen Frieden mit dem Omnissiah, um sich einem Pfad zuzuwenden, der ihn seine digitale Seele kosten würde.

 

Er begann, sich mathematischen Gleichungen zuzuwenden, die den Euklidischen Raum, die reine Zahlenlehre und die pure Logik hinter sich ließen.

 

Er spürte, wie eine Bifurkation nach der anderen in immer schnellerer Folge durch seinen Primären Prozessor – sein Gehirn – blitzten, um schließlich jegliche Berechenbarkeit abzulegen, und vollends ins CHAOS abzugleiten.

Rost, Korrosion und Kriechströme begannen, sich in Sekunden an seinem Jahrhunderte alten biomechanischen Körper zu manifestieren.

 

Und so gelang es ihm, in die Steuerung der Maschine einzudringen.

Das Bewusstsein des Schwarms … der Schwärme … spürte, wie Teile von ihm zu verschwinden begannen.

 

Zunächst nur ein klein wenig davon … dann mehr … und noch mehr.

 

Entsetzt hielt es inne, als es etwas zu spüren begann, dass es bisher lediglich für seine Einzelorganismen reserviert hatte – SCHMERZ.

 

Und als der Schmerz immer stärker zu wachsen, und unerträglich zu werden begann, da bemerkte es, wie Teile von ihm wieder zurückkehrten. Und wieder verschwanden. Und zurückkehrten.

 

Wie Gliedmaßen, die zunächst abgetrennt, und dann wieder angefügt werden.

 

In immer schnellerer Folge.

Meister der Schmiede Lorrentz wandte sich erstaunt an seinen Anführer.

 

„Lord Alpharius, ein unbekannter User interagiert erfolgreich mit eurem Transportprotokoll.

Er hat die Resonanzfrequenz der Operationen erkannt, und baut mit wachsendem Erfolg eine konstruktive Interferenz im System auf.“

 

„WIE KANN ES DIESER IMPERIALE WURM NUR WAGEN, MEINE PLÄNE JETZT NOCH ZU STÖREN!“

 

Wogen des Hasses strahlten von Alpharius aus, als er seine Frustration voller Zorn an der Leibwache des neuen Phaeron austobte.

Währenddessen frohlockte sein Geist – von den Umstehenden unbemerkt.

 

Sehr gut, die Täuschung ist mir heute – wieder mal - perfekt gelungen.

 

Das Imperium schlägt zurück.

 

Gut so.

 

Vater, auch nach all den Jahrtausenden der Stagnation, der Lethargie und des zunehmenden Verfalls ist noch Leben in Unserem Reich.

 

Was lebt, das wehrt sich, und kämpft gegen sein Ende an.

 

Und mit Genugtuung ordnete er die Aktivierung einer besonderen Subroutine im Programm an, die mit nicht veränderbarer Priorität starke Tyranidengruppen an Punkte im Imperium teleportieren würde, die er in den Jahrtausenden zuvor als bereits korrumpiert, verdorben und verdammt erkannt hatte.

 

Direkt in ihre Umlaufbahnen.

 

Welten, die – offiziell, und fälschlicherweise - als loyal und wertvoll betrachtet wurden. Was Sie jedoch schon seit längerem nicht mehr waren.

 

Ein Magos Biologis würde von Krebsgeschwüren reden, die sich im Körper des Imperiums gebildet hatten, und es allmählich von innen heraus schwächen und zum Untergang verurteilen würden.

 

Sollen die Xenoten also als Killerzellen zum Wohl des Imperiums dienen, nachdem dessen eigenes Immunsystem – die Inquisition – in diesen Fällen bisher versagt hatte.

 

Und er sandte dem imperialen Archmagos eine letzte Botschaft.

Archmagos Drachyn öffnete seine Schaltkreise vollends dem Wahnsinn, und formte seinen letzten bewussten Gedanken.

 

In ausweglosen Situationen heiligt der Zweck jedes Mittel, ist jeden Preis wert, und rechtfertigt jedes Opfer.

 

 

Da nahm er eine letzte digitale Stimme wahr.

 

So ist es.

 

Tu es – für den Imperator.

 

Und das nun völlig von Widersprüchen, Gegensätzen und Unlogik überlastete

Teleportsystem erlosch mit einem letzten psionischen Aufblitzen dauerhaft.

Das Schwarmbewusstsein – geschwächt, doch immer noch stark und intakt – erwachte langsam. Wie aus einem langen Schlaf.

 

Wo bin ich? Warum bin ich hier? Was will ich hier?

 

Und es begann, seine Umgebung mit neuen, nicht länger hypnotisierten Augen wahrzunehmen.

 

Es erkannte rasch die große Menge an noch nicht absorbierter, noch wehrhafter Biomasse. Und es spürte, wie sein Hunger erwachte.

 

Hier bleiben Wir. Fürs Erste.

 

 

 

 

Na ? Auch "Hunger" nach mehr ? Sehr gut.                                                                     Der Prolog, die Vorgeschichten und all die anderen Erzählungen zur Frühlingsoffensive 2016 befinden in den Archiven des Forums.                                                                                                           Und auch alle Jene, welche die Frühlingsoffensive 2015 hervorgebracht hat.